Wieso Privatjets verbieten?

Privatjets belasten die Umwelt überproportional. Deren Nutzer, die Allerreichsten, müssen aus Klimagerechtigkeit am meisten und als Erste ihren Konsum reduzieren. Ein Verbot ist die Sofortmassnahme mit den grössten sozialverträglichen CO₂-Reduktionen.

Den Klimawandel zu bekämpfen ist so dringend, dass jede sofort umsetzbare Massnahme, die Treibhausgasemissionen reduziert, willkommen ist. In der Schweiz ist die Luftfahrt für etwa 1/5 des menschengemachten Klimaeffekts verantwortlich. Es ist naheliegend, bei der Vielfliegerei anzusetzen, und zwar bei den Reisenden, die am meisten die Umwelt belasten. Wer auf einem Privatjet unterwegs ist, verursacht auf einer gegebenen Strecke 5 bis 20 mal so viel CO₂, wie die Passagiere auf Linienflugzeugen.

Ein Verbot von Privatjets betrifft nur eine Kleinstmenge von ohnehin gut situierten Menschen, die nur auf Linienflugzeuge umsteigen müssten. Das bringt unmittelbar Reduktionen in Emissionen. Die verminderte Bequemlichkeit schafft auch Anreize, weniger oft zu fliegen. Diese nicht-monetären Anreize sind bei schwer reichen Menschen viel wirksamer als Abgaben.

Die Kostennutzenanalyse kann bei keiner anderen Massnahme so günstig ausfallen. Die wenigen betroffenen Menschen sind beinahe so mobil als früher (die Reisezeiten würden sich bei einem Umstieg auf Auto/Bahn/Schifffahrt viel mehr verlängern). Demgegenüber stehen weltweit mehr als 20 Millionen Tonnen von CO₂, welche die Privatjets jährlich ausstossen (Seite 7). Zudem ist die Luftfahrt, insbesondere die Privatjetbranche, eine der Sektoren, deren Emissionen am schnellsten zunehmen.

Aus ethischer Sicht ist es ideal, die Privatjetbesitzer in die Pflicht zu nehmen. Klimagerechtigkeit bedeutet nämlich, dass die Klimapolitik berücksichtigt, wer am meisten von den historisch kumulierten Emissionen profitiert hat, die den Klimawandel verursachen. Das gilt nicht nur auf globaler Ebene, auch innerhalb der Länder. Die Reichsten sind diejenigen, die am meisten vom Wirtschaftswachstum profitiert haben, und sollen daher die grössten Beiträge leisten, den Klimawandel zu bekämpfen.

Privatjets zu verbieten, ist sehr pragmatisch. Andere ähnlich wirksame Sofortmassnahmen (z. B. ein SUV-Verbot oder grosse Preisanstiege für Fleisch, Heizung oder Autofahren) würden kostspielige Anpassungen im Alltag oder Konsumverzicht von viel mehr Menschen verlangen. Daher ist mit weniger Widerstand durch die Bevölkerung zu rechnen.

Viel wichtiger ist jedoch die politische Signalwirkung: Wie kann die Politik der nicht immer gut informierten Bevölkerung am besten kommunizieren, dass Klimawandel eine sehr ernsthafte Angelegenheit ist? Indem man zeigt, dass sogar die Mächtigsten und die Reichsten etwas opfern müssen. Vor allem entkräftet ein Privatjet-Verbot die rechtspopulistische Kritik, wonach Klimapolitik eine Ausrede für Umverteilung von den einfachen Menschen an die urbanen Eliten sei. Darüber hinaus liefert die Forderung, Privatjets zu verbieten, ein Gegenbild zu den Prominenten, die sich für das Klima aussprechen und gleichzeitig Privatjets verwenden.

Ein Verbot von Privatjets schliesst auch ungerechtfertigte Lücken in dem momentan in der Schweiz diskutierten CO₂-Gesetz, sowie in dem globalen CO₂-Kompensations-System für den Luftverkehr CORSIA, das sich in Vorbereitung befindet. Zudem bestehen zahlreiche Steuerschlupflöcher für Privatjetbesitzer, die nicht einfach zu schliessen sind.

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Wahrscheinlich mag Pingu, dessen Iglu der Klimawandel gefährdet, lieber grosse Flugzeuge als kleine Jets, denn erstere emittieren viel weniger pro Passagier. Der genaue Faktor variiert, je nachdem welche spezifischen Flugzeuge man vergleicht. Dazu kommt, dass Privatjets selten ohne freie Sitze fliegen und oft sogar ganz leer.

Eine neue Studie macht diese Schätzung: Im Durchschnitt emittiert eine Reise mit Privatjet innerhalb Europas 10 Mal mehr Treibhausgase als die gleiche Reise in der Touristenklasse eines Linienflugzeuges, und 150 Mal mehr als mit dem Schnellzug.

Es gibt auch eine Version auf Italienisch dieses Textes (aber ohne Pingu).

Das Bild der überdimensionierten Pingu-Figur vor der Boeing 747-237, HB-IGG “Ticino”, in Zürich-Kloten gehört der ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv/Stiftung Luftbild Schweiz / Fotograf: Swissair / LBS_SR04-028401 / CC BY-SA 4.0.